[Rezension] Das Leben ist ein listiger Kater - Marie-Sabine Roger

25.04.2014 23:26

Zum Leben ist es nie zu spät.

Jean-Pierre wacht auf und kann sich an nichts erinnern. Er ist in die Seine gefallen, ein junger Mann hat ihm das Leben gerettet. Jetzt liegt er im Krankenhaus, ein Alptraum für den menschenscheuen Einzelgänger. Über zu viel Besuch kann sich der verwitwete Rentner "ohne Kinder oder Hund" eigentlich nicht beklagen. Aber alleine ist er trotzdem nie, ständig fällt ihm jemand auf die Nerven: Die vierzehnjährige Maëva hat es auf seinen Laptop abgesehen, um "schnell mal Facebook zu checken". Maxime, ein junger Polizist, versucht herauszufinden, wie Jean-Pierre in der Seine gelandet ist - und schon bald entdecken die beiden ihre gemeinsame Leidenschaft für Schwarzweißfilme. Der gutherzigen Krankenschwester Myriam wächst der alte Griesgram mit Galgenhumor so ans Herz, dass sie ihn zu ihrem Lieblingspatienten ernennt. Und dann ist da noch Camille, der Student, der Jean-Pierre aus der Seine gefischt hat. Allen zusammen gelingt es nach und nach, Jean-Pierre zurück ins Leben zu holen - und für einen Neuanfang ist es bekanntlich nie zu spät.

 

 

Originaltitel: Bon rétablissement

19,99€ gebunden

15,99€ Ebook

Atlantik Verlag

224 Seiten

 

"Hoffnung ist etwas für Träumer und Jugendliche. Ich habe Erinnerungen."

Seite 36

 

"Sogar vollgepumpt mit Schmerzmitteln auf diesem verdammten Bett in diesem elenden Zimmer liegend, liebe ich das Leben, das ich gelebt habe."

Seite 169

 

"Man wird als Schlitzohr geboren, wächst zur Eiche heran und endet als Balsaholz."

Seite 218

 

 

Das Buch zu lesen geht wirklich schnell, ich hatte es an einem Tag durch und das lag nicht an der geringen Seitenzahl, sondern einfach daran, dass es sich flüssig liest und man es nicht mehr aus der Hand legen kann. Dabei ist es eigentlich gar nicht spannend, aber sehr lustig und rührend. Die Autorin schreibt locker und direkt, was prima zu Jean-Pierres Charakter passt, aus dessen Sicht das Buch erzählt wird; außerdem findet sie die schönsten Vergleiche und ich habe mir mal wieder sehr viele Zitate rausgeschrieben.  

Er hat einfach einen tollen Charakter. Seine Gedanken haben mich so oft lachen lassen, bei anderen tat er mir dann wieder leid. Vor allem seinen Humor finde ich spitze. Und auch mit 67 Jahren erlebt Jean-Pierre noch eine total süße Charakterentwicklung, nicht zuletzt durch die Menschen, die er im Krankenhaus kennenlernt. So lernt er z.B. von Camille, dass man nicht sofort über jemanden urteilen sollte und das jeder einen anderen Hintergrund für seine Entscheidungen hat. 

Der Titel hört sich erst mal total sinnlos an, aber wenn man das Buch liest ergibt es durchaus einen Sinn, deswegen mag ich den Titel, und auch das Cover finde ich total hübsch.

Das Buch hat es geschafft, mich beim Lesen tief zu berühren und ich kann ihnen den griesgrämigen Rentner Jean-Pierre nur empfehlen, auch wenn meine Rezension ziemlich kurz ausfällt. Auch wenn das Buch keine 5 Bücherwelten schafft bekommt es doch auf jeden Fall 4 von 5 Bücherwelten.